Süße Frühlingsgrüße

Die Süßen unter uns freuen sich weniger auf den Frühling, weil die Natur wieder zum Leben erwacht. Vielmehr scharren wir schon mit den Füßen, weil Faschingskrapfen und süße Oster-Klassiker vor der Tür stehen.

Zugegeben: Man kann Gutes auch zerreden. Schlägt man etwa die Definition von „Krapfen“ nach, findet man „süße Gebäckstücke aus Hefeteig, die dem Siedegebäck zugerechnet werden“. Läuft Ihnen da das Wasser im Mund zusammen? Wohl eher nicht. Dabei gehören die Krapfen zum absoluten Lieblingsgebäck im Alpenraum (und nicht nur), vor allem in der Faschingszeit. „Da geht‘s bei uns in der Backstube hoch her“, sagt Christoph Häusler, der fünfte in einer langen Reihe Häuslers, die die gleichnamige Bäckerei in Sterzing seit weit über 100 Jahren führen.

Unterhält man sich mit ihm über Krapfen, spielen staubtrockene Definitionen keine Rolle. Vielmehr ist es die Leidenschaft für Gutes, die aus ihm spricht. So erklärt Christoph, dass gute Krapfen nur aus guten Zutaten entstehen können: von der Mehlmischung über den Germ und das Öl zum Ausbacken bis hin zu den Füllungen im Häusler’schen Sortiment – klassische Marillenmarmelade, Vanillecreme, Schokolade.

Bei aller Leidenschaft sind gute Faschingskrapfen aber auch Ergebnis von Präzision. „Man muss sehr genau und sauber arbeiten“, erklärt der gelernte Bäcker und Konditor. Vor allem beim Ausbacken gelte es, sich exakt an die richtige Temperatur, Backzeit und Backtechnik zu halten. „Nur dann werden die Krapfen luftig und leicht“, sagt Christoph, „während sie sonst in sich zusammenfallen“.

Neben Fasching ist Ostern das zweite Frühlingshighlight für Leckermäuler. Dann sind es vor allem Colombe, das klassisch italienische Ostergebäck in Taubenform, das in der Bäckerei Häusler über den Ladentisch geht. Zusammen mit dem eng verwandten weihnachtlichen Panettone hat die Colomba vor fast 50 Jahren den Sprung nach Südtirol geschafft – im Gepäck von Christophs Vater Gerold, der sich das nötige Wissen und Können in der Toskana angeeignet hat. „Damals waren Panettone und Colombe bei uns noch weitgehend unbekannt“, erinnert sich Gerold.

Wie der Panettone braucht auch eine österliche Colomba vor allem dreierlei: erfahrene Bäckerhände, beste Zutaten und Zeit. Viel Zeit. „Vom ersten Handgriff bis zur fertigen Colomba vergehen mindestens 24 Stunden“, erklärt Gerold. Die meisten davon verbringt der Teig mit Ruhen und Rasten, damit die Hefe gären und sich die Aromen voll entfalten können. „Dass wir die optimalen Teigruhezeiten einhalten können, ist unser großer Vorteil als kleiner, handwerklicher Betrieb“, erklärt Gerold.

Die Colomba ist übrigens nicht das einzige österliche Highlight, das aus der Bäckerei Häusler kommt. Vielmehr ist es in Südtirol Brauch, den Patenkindern einen Hasen oder einen Kranz aus Hefe-Süßteig zu schenken. Vor Jahrhunderten wohl als Zeichen dafür gedacht, dass der Pate für das (auch) leibliche Wohl seines Patenkindes zu sorgen imstande ist, ist das Gebäck heute ein Zeichen der Verbundenheit. Und eine Köstlichkeit noch dazu, die zu Ostern gehört wie die bemalten Eier. „Solche Traditionen gilt es zu erhalten, sie zeigen uns, wo unsere Wurzeln liegen“, sagt dazu Seniorchef Gerold Häusler. Eine Einstellung, die auch sein Sohn Christoph zu hundert Prozent verinnerlicht hat. Er sagt: „Wir backen die Hasen und Kränze heute noch nach dem Rezept, das schon mein Urgroßvater verwendet hat.“ Das einzige Zugeständnis an die neuen Zeiten schiebt Christoph lächelnd nach: „Wir haben’s nur ein bisschen verfeinert.“

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